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Grundlagen
Begründer der Homöopathie ist der Mediziner Samuel Hahnemann (1755- 1843). Als eigentliche Geburtsstunde gilt das Jahr 1796. Die Methode der Homöopathie, die sich auf die Lehren Samuel Hahnemanns berufen, nennt man heute „klassische Homöopathie“.
Grundlagen der Klassischen Homöopathie
1) Der Vitalismus
Zur Zeit Hahnemanns war die grosse Auseinandersetzung zwischen Vitalismus und Materialismus. Homöopathie ist ein Überbleibsel aus einer Zeit, wo ein Teil der Wissenschaftler noch annahm, dass es eine Lebenskraft gibt, die im Körper den Unterschied von Leben und Tod ausmacht. Samuel Hahnemann gehörte zu ihnen. Die gesamte Homöopathie ist nicht zu verstehen ohne das Konzept der Lebenskraft.
Die Auseinandersetzungen zwischen Schulmedizin und Homöopathie müssen immer auch unter dem Gesichtspunkt der verschiedenen zugrundeliegenden philosophischen Richtungen gesehen werden.
Heute ist wohl der Materialismus die von einer deutlichen Mehrheit vertretene philosophische Richtung, das darf aber nicht mit „Wahrheit“ gleichgesetzt werden. Der Vitalismus wurde bisher mehr kleingeredet als widerlegt.
2) Die Lebenskraft
Hahnemann schreibt (Organon, 6. Auflage):
§9: „Im gesunden Zustand des Menschen waltet die geistartige Lebenskraft unumschränkt.“
§10: „Ohne Lebenskraft ist der materielle Organismus (...) keiner Selbsterhaltung fähig!“ Als Fussnote ergänzt: „Er ist dann tot“.
§11:“Wenn der Mensch erkrankt, so ist ursprünglich nur diese geistartige (...) Lebenskraft (...) verstimmt.“
§12:“Allein die krankhaft verstimmte Lebenskraft bringt die Krankheiten hervor.“
Wie wir wissen, hat sich der Materialismus durchgesetzt. Vitalismus wird heute breit abgelehnt, ohne dass er bisher widerlegt werden konnte.
3) Die Krankheitserscheinungen
Als überhaupt einziges Medizinsystem in der Geschichte der Menschheit baut die Homöopathie einzig und allein auf den Krankheitserscheinungen (Symptomen) auf.
Hahnemann schreibt (Organon, 6. Auflage):
§18: “Ausser der Gesamtheit der Symptome ist (...) an Krankheiten nichts aufzufinden, wodurch sie ihr Bedürfnis nach Hilfe ausdrücken könnte“.
Um die Symptome zu erkennen ist die vorurteilslose Beobachtung des Menschen die Grundaufgabe des Homöopathen. Es ist wichtig, auf die persönlichen Erscheinungen zu achten, welche für die jeweilige Krankheit und diesen Menschen typisch sind.
Auf diese Weise wird nicht wie in der Schulmedizin eine Krankheit benannt. Nein, dieser Prozess führt direkt zum Heilmittel.
4) Ähnliches mit Ähnlichem
„Similia similibus curentur“ (Ähnliches wird durch Ähnliches geheilt).
1796 wird oft als Geburtsstunde der Homöopathie beschrieben, weil damals Samuel Hahnemann sein berühmtes Experiment mit der Chinarinde vollzog. Im gesunden Zustand nahm er Chinarinde zu sich, worauf er Schüttelfröste und Fieberschübe durchmachte. Ganz ähnlich einer Malariaerkrankung, wofür die Chinarinde auch eingesetzt wurde und wird. Das brachte ihn zu der Feststellung, dass Ähnliches Ähnliches heilt. Ähnliches deshalb, weil der Zustand des Gesunden, der Chinarinde isst, ähnlich dem Zustand ist, welcher ein an Malaria erkrankter durchmacht.
5) Das homöopathische Mittel
Als der Grundstein mit Chinarinde gelegt war, fing Hahnemann langsam damit an, die neue Heilmethode auszuprobieren und zu beschreiben. Erst nahm er kleine Dosen giftiger Substanzen, die er immer mehr verdünnte. Es war heikel, den Punkt zwischen der angestrebten Wirkung und der Giftwirkung zu finden. Er war ja zu Beginn überhaupt nicht darauf aus, stark zu verdünnen. Irgendwann muss es ihm wohl im Traum eingefallen sein, ein Mittel zu verdünnen, und es gleichzeitig durch Verschüttelung in der Wirkung zu verstärken, was er „potenzieren“ nannte. Das war der Grundstein für die immer weiter auf diese Weise zwar verstärkten, aber auch immer weiter verdünnten Mittel, wobei von der Ursprungssubstanz immer weniger darin enthalten war.
Hahnemann experimentierte mit den neuen Mitteln und fand sich selber bestätigt, dass er eine neue Heilmethode fand.
Die Theorie dazu: Das ähnliche homöopathische Mittel setzt eine „Kunstkrankheit“, welche die Krankheit im Körper auslöscht. Samuel Hahnemann war überzeugt, damit ein Naturgesetz gefunden zu haben.
1810 war es dann soweit und er hatte seine neue Heilmethode beschrieben, die erste Ausgabe des „Organon“ wurde herausgegeben. Das führte zu zahlreichen Auseinandersetzungen mit Ärztekollegen. Was man im Nachhinein sagen muss, es wurde damals diskutiert, die neue Lehre wurde also durchaus ernst genommen. Samuel Hahnemann galt ja auch nicht als Quacksalber, sondern war ein angesehener Arzt.
6) Der Arzneimittelschatz – Materia Medica
Als Samuel Hahnemann 1811 den ersten Band seiner „reinen Arzneimittellehre“ herausgab, war das in der Welt der Medizin, wo die Homöopathie damals noch dazu gehörte, eine absolute Neuheit. Noch nie wurden so akribische Versuche, meist Selbstversuche, unternommen und bis ins letzte Detail niedergeschrieben. Heutzutage eine Selbstverständlichkeit.
Die Versuche an Gesunden werden bis heute fortgesetzt und führten zu einer immer grösseren homöopathischen Arzneimittellehre, Materia Medica genannt.
In die heutigen Werke fliessen drei Arten Symptomen:
- Giftwirkungen bei materiellen Gaben.
- Symptome von Gesunden aufgrund Verabreichung einer homöopathischen Arznei.
- Heilungen, also Symptome, die nach einer homöopathischen Gabe verschwanden.
Was Samuel Hahnemann bereits vorlebte und auch heute noch so gehandhabt wird ist die Nachvollziehbarkeit, also die strenge Wissenschaftlichkeit. Man kann jedes Symptom nachvollziehen, wie es in die Werke aufgenommen wird. Und es gab und gibt immer wieder Menschen, welche an Korrekturen arbeiten.
7) Die Arzneikunst
Was ich bisher beschrieb, ist das Handwerkzeug. Seither gibt es immer wieder neue Entwicklungen innerhalb der klassischen Methode. Das heisst, die Grundlagen Samuel Hahnemanns, beschrieben in seinem Hauptwerk, dem Organon, werden nicht in Frage gestellt. Einige wichtige möchte ich vorstellen:
Kent: Er schrieb das erste Repertorium, das heute noch von vielen verwendet wird.
Bönninghausen: Er war ein Freund Hahnemanns und einer der ersten seiner Schüler. Er schuf ein System mit Lochkarten, um direkt am Krankenbett arbeiten zu können. Der Vorläufer des Computers.
Hering: Der Lieblingsschüler Hahnemanns beschrieb die nach ihm benannte „Heringsche Regel“, welche zeigt, ob die Therapie richtig verläuft.
Boger: Schuf eine Methode, angelehnt an den Arbeiten Bönninghausens, welche bei der Beurteilung der Krankheit mehr Gewicht auf allgemeine Symptome als auf das konkrete Leiden setzt.
Vithoulkas: Träger des alternativen Nobelpreises. Er hat so genannte Mittelbilder erschaffen, indem er einen gemeinsamen Nenner in der Fülle an Informationen zu einem Arzneimittel herausarbeitete. Nach ihm haben das noch viele Autoren versucht.
Sankaran: Gilt als Begründer einer Homöopathie, die mehr auf psychische Symptome fusst. Bereits beim Gespräch wendet er psychologische Methoden an, um das Gespräch zu führen. Arzneien hat er in Gruppen aufgeteilt (Mineralien, Tiere, Pflanzen).
Scholten: Hat die Minerale anhand des Periodensystems der Elemente untersucht. Seine neueren Forschungen befassen sich mit der Systematik der Botanik.
8) Kurzvorgehensweise
8.1. Das Gespräch
Gut zuhören, die richtigen Fragen stellen. Ziel ist die Symptome finden, die charakteristisch sind und diese gut herausarbeiten.
8.2. Wahl der Symptome
Unter der grossen Zahl an gefundenen Symptomen wird eine Auswahl getroffen.
Wir unterscheiden Gemütssymptome , Allgemein- und körperliche Symptome. Allgemeinsymptome sind Aussagen über Schlaf, Empfindlichkeiten, Essen, Trinken, einfach allgemeines, was kein Gemütssymptom darstellt, aber auch keinem spezifischen Körperteil zugeordnet werden kann.
Samuel Hahnemann meint, von jeder Art Symptome solle mindestens eins dabei sein.
8.3. Die Hierarchisierung
Die gefundenen Symptome werden nach ihrer Wichtigkeit geordnet.
8.4. Zuteilung der Symptome
Die Symptome müssen nun so übertragen werden, dass sie dem Namen in den Standardwerken entsprechen.
Bsp: Ein verschnupfter Patienten mit klarem, dünnen Sekret aus der Nase findet man unter: Nase – Schnupfen – Absonderungen – dünn.
8.5. Repertorisation
In Repertorien wird jedem Symptom eine Anzahl Arzneimittel zugeordnet. Jedes Arzneimittel wird zu einem Symptom mit einer Wichtigkeit von 1- 4 angegeben. Gebe ich also in den Computer meine Symptome ein, zeigt er mir, welche Mittel am häufigsten, resp. mit der höchsten Punktezahl gefunden wurden. Das sind die Mittel, die für diesen Patienten in Frage kommen.
8.6. Die Differenzialdiagnose
Jetzt vergleiche ich die vom Computer am häufigsten genannten Mitteln mit dem Patienten und konsultiere auch noch Bücher über die einzelnen Mittel. Am Schluss wähle ich das Mittel, welches für mich am besten passend erscheint.
8.7. Potenz und Einnahmeform wählen
Das ist eine sehr persönliche Entscheidung. Unterdessen habe ich schon einige Erfahrung erlangt. Bei akuten Krankheiten wählt man eher eine tiefere Potenz als bei chronischen Krankheiten.
8.8. Der Folgetermin
Erst hier sehe ich, wie das Mittel wirkt. Ich habe drei Möglichkeiten: Nichts tun, Mittel nochmals geben, eventuell in anderer Potenz oder ein neues Mittel wählen. Für die Wahl eines neuen Mittels bietet es sich an, noch einmal tiefer zu befragen um sicher zu gehen, ob alles auch richtig verstanden wurde.
9) Wichtige Konzepte
Hier einige grundlegende Konzepte, auf welche die Homöopathie aufbaut und die sich sehr stark von der Schulmedizin unterscheiden.
9.1. Erst- und Zweitwirkung
Über das Studium der Vergiftungen, was Hahnemanns Domäne vor der Homöopathie war, beschrieb er die Erst- und Zweitwirkung. Grob ist die Erstwirkung die Wirkung des Giftes oder der Arznei, die Zweitwirkung ist die Reaktion des Körpers darauf.
Als Beispiel einer Zweiwirkung nehme ich den Lippenstift. Wenn ich ihn auftrage, werden die Lippen glatt und geschmeidig. Wenn ich das regelmässig mache, dann wird die Zeit, bis ich wieder Lippenstift benötige, immer kürzer. Der Grund ist, dass der Körper aufgehört hat, selber Talg (Körperfett) herzustellen.
Die Zweiwirkung kann aber auch unmittelbar auftreten. Ich kühle meinen Finger unter kaltem Wasser, 10 Minuten später spüre ich eine Hitze, weil der Körper auf die äussere Kälte mit Wärmeproduktion reagiert. Der Körper reagiert auf jeden äusseren Reiz!
Dieser Umstand nützte Hahnemann für seine neue Heilkunst aus: Als Beispiel nehmen wir Arsen, ein Gift. Durch die homöopathische Verdünnung bleibt die Erstwirkung, also die Giftwirkung, vollständig aus. Die Zweitwirkung bleibt aber erhalten. Der Körper wird angeregt, auf die Giftwirkung zu reagieren.
Wenn nun also eine Krankheit einer Giftwirkung von Arsen ähnlich ist, kann das Arsen in homöopathischer Verdünnung heilen. Wichtig dabei ist, dass es nicht das Arsen ist, sondern die Reaktion des Körpers, welche heilt.
9.2. Die Miasmen – Grundursachen aller Krankheiten
Grundursache, warum man überhaupt krank wird, war in der Überlegung von Samuel Hahnemann die so genannten Miasmen. Wäre man frei von Miasmen, würde man gar nicht erst krank, so seine Vermutung.
Miasma ist ein alter Ausdruck, der soviel heisst wie „übler Dunst“. Mikroorganismen waren zu Zeiten Hahnemanns unbekannt, so dass früher als Ursache von Infektionskrankheiten Miasmen angenommen wurden.
Die Miasmen haben gemäss Hahnemann die Fähigkeit, die Lebenskraft zu schwächen. Auf dieser Schwächung entwickeln sich dann je nach Miasma andere Krankheiten.
Heute würde man von „Grundschwäche“ sprechen. Es stellt sich ja auch heute die Frage, warum bei einer Epidemie einige erkranken und andere nicht.
Hahnemann teilte alle Krankheiten und Beschwerden, infektiös oder nicht, einem Miasma zu. Er unterschied drei Miasmen, die er Psora, Sykose und Syphilinie nannte. Er glaubte, alle Menschen seien von einem oder mehreren Miasmen betroffen.
Das Konzept der Miasmen wurde in der Homöopathie belassen, weiterentwickelt oder komplett abgelehnt. Bis heute halten sich die gegensätzlichen Meinungen.
9.3. Die Konstitution
Die Konstitution ist ein Konzept, welches auch die Schulmedizin bis zum 2. Weltkrieg verfolgte und danach fallen liess. Heute lebt es nur noch in der Alternativmedizin weiter.
In der Homöopathie wird es meist so verwendet, als man das homöopathische Mittel, welches auf die Person individuell passt als das Konstitutionsmittel bezeichnet.
Eine Behandlung, wenn es denn keine Akutbehandlung ist, wird daher oft generell als Konstitutionsbehandlung bezeichnet.
9.4. Die Unterdrückung
Diese Vorstellung geht auf die Lebenskraft zurück. Wird eine Krankheit nicht ausgeheilt, sondern unterdrückt, so verschwinden nur die äusseren Symptome. Die Krankheit bleibt aber bestehen in Form einer angegriffenen Lebenskraft. Beispiel: Neurodermitis wird mit Cortison behandelt, worauf sich der Zustand bessert. Monate danach entwickelt der Patient Asthma.
Das Konzept der Unterdrückung ist einerseits sehr zentral in der Homöopathie, wird aber genauso vehement von der Schulmedizin abgelehnt.
Die Schulmedizin meint, es bestehe nur eine zeitliche, keine kausale Übereinstimmung. Gerade bei Impfungen, wo es Haftungsansprüche gibt, wird sehr heftig seitens der Schulmedizin reagiert.
Man muss eingestehen, dass überall, wo Erklärungen anhand der Lebenskraft gesucht werden, vermutlich keine kausalen Zusammenhänge im Sinne der Schulmedizin gefunden werden. Umgekehrt wird von der Homöopathie vermutet, dass die Hauptwirkungen der Schulmedizin auf Unterdrückungen beruhen. Die Schulmedizin setzt ja bekanntlich ein verschwundenes Symptom mit einer Heilung gleich.
Persönlich finde ich das Konzept der Unterdrückung sehr hilfreich, weil es erlaubt, einen Zusammenhang im Lebenslauf eines Menschen zu erkennen. Jahrelange Stirnhöhlenentzündungen mit Antibiotika therapiert sind aus dieser Sicht Unterdrückungen, während die Ursache der Krankheit nie angegangen wurde. Irgendwann kommt keine Stirnhöhlenentzündung mehr, dafür Jahre später eine gravierende Krankheit an einem anderen Ort, zum Beispiel Multiple Sklerose, Fibromyalgie, unerklärliche Schulterschmerzen oder irgend etwas Anderes.
9.5. Die Hering’sche Regel
Die Regel ist nach einem bekannten homöopathischen Arzt des 19. Jahrhunderts benannt. Sie besagt, dass sich Heilung stets von innen nach aussen, von oben nach unten und in umgekehrter Reihenfolge ihres Auftretens ausbreitet.
Passiert es in gegenteiliger Richtung, so wird unterdrückt und nicht geheilt. Das führt zu einem weiteren interessanten Aspekt. Wenn jemand im Laufe seines Lebens eine Krankheit unterdrückt, kann sie kurzfristig unter der homöopathischen Behandlung aufflammen, um dann für immer zu verschwinden. Daher fragt der Homöopath bei Auftreten einer „neuen“ Krankheit während der Therapie, ob man das schon einmal hatte. Das können banale Sachen wie Pickel oder Hautrötungen sein, aber auch ein Ausfluss aus der Harnröhre, der seit der Antibiotika- Behandlung vor 20 Jahren nicht mehr auftrat.
Wichtig ist, dass dieses Aufflammen von alleine weggeht und nicht behandelt wird, ansonsten es erneut unterdrückt wird und danach manchmal keiner homöopathischen Behandlung mehr zugänglich ist.
9.6. Das Potenzieren
In der Homöopathie wird ausschliesslich mit homöopathischen Mitteln gearbeitet. Diese werden aus verschiedenen Substanzen gemacht. Erst wird eine Urtinktur hergestellt. Diese wird danach potenziert:
Jeder Schritt ist ein Verdünnungsschritt. Dabei wird meist zehnmal (dezimal = D= oder hundertmal (zentesimal = C) verdünnt. Nehme ich also einen Teil Urtinktur (zB. 10 ml) und verdünne sie mit 9 Teilen Wasser (z.B. 90ml), erhalte ich eine Verdünnung von 1: 10 oder D1. Nehme ich von einer D1 einen Teil und verdünne ihnen wieder mit 9 Teilen Wasser, erhalte ich eine D2.
Nach jedem Verdünnungsschritt wird das Gefäss 10x auf eine weiche Unterlage geschlagen. Samuel Hahnemann hat eine Unterlage aus Leder verwendet.
Das Verdünnen in Verbindung mit dem Schlagen wird Potenzieren genannt. Nach homöopathischer Auffassung verändert sich die Wirkung mit dem Potenzieren.
Potenzen ab D23 und C13 enthalten keine Ausgangssubstanz mehr. Damit erklärt man auch den Unterschied von Tief- zu Hochpotenzen. Hochpotenzen enthalten keine Ursprungssubstanz mehr.
Für die homöopathische Behandlung arbeitet man in der Regel mit Hochpotenzen.
9.7. Einzelgabe
In der klassischen Homöopathie gibt man nur ein Mittel ab. Dieses wird in Form von Globuli oder flüssig abgegeben. Die Form der Einnahme (einmalig, mehrmalig, täglich) ist Sache des Therapeuten, da hat jeder seine Vorlieben.
Nur bei Gabe eines einzelnen Mittels ist es möglich, den Therapieverlauf abzuschätzen.
9.8. Die Erstverschlimmerung
Die Wirkungen des homöopathischen Mittels sind schwer abzuschätzen, da sie wie oben dargelegt sehr wenig oder gar keine Ursprungssubstanz mehr enthalten.
Aus homöopathischer Sicht reagiert der Körper stärker auf eine hohe Potenz und wenn die Lebenskraft stark ist.
Eine Erstverschlimmerung ist die Wirkung bei einer Einnahme eines homöopathischen Mittels. Dabei können sich die Beschwerden, wie der Name sagt, zu Beginn verschlimmern. Eine Erstverschlimmerung dauert in der Regel wenige Stunden bis wenige Tage und verschwindet von selbst wieder.
Für die Homöopathie ist die Erstverschlimmerung in der Regel ein Zeichen, dass ein Arzneimittel mit einer guten Wirkung gefunden wurde. Es ist aber das Ziel der Behandlung, eine Potenz zu wählen, die wirkt ohne eine Erstverschlimmerung zu verursachen.
9.9. Der Folgetermin
Der Umgang mit dem Folgetermin ist sehr unterschiedlich zur Schulmedizin. Die Schulmedizin sagt gerne „Kommen sie nach zehn Tagen wieder, wenn es nicht gebessert hat“.
In der Homöopathie wird das Mittel individuell für eine bestimmte Person gefunden. Es gibt daher immer vier Möglichkeiten nach der Einnahme des Mittels:
- Es passiert nicht. Es ist das falsche Mittel.
- Es passiert nichts. Es ist das richtige Mittel in der falschen Potenz.
- Es passiert etwas. Es ist das richtige Mittel. Die Heilung schreitet voran.
- Es passiert etwas. Es ist das falsche Mittel. Eine Unterdrückung liegt vor.
Um einzuschätzen, was passiert ist, stehen dem Homöopathen nur die Äusserungen des Körpers zur Verfügung. Daher ist der Folgetermin die wichtigste und einzige Möglichkeit für einen Homöopathen um einzuschätzen, was passiert ist.
Oft kommen Patienten zum Folgetermin und meinen, es hätte sich nichts verändert. Der Homöopath wird dann die beim ersten Termin genannten Symptome wiederholen und nach einer allfälligen Veränderung fragen. Es kommt sehr oft zutage, dass sich dann doch etwas verändert hat. Änderungen gehen manchmal so langsam und lautlos vor sich, dass sich der Patient daran gewöhnt und sie deshalb nicht wahrnimmt. Es heisst dann zum Beispiel: „Ah ja, stimmt, seit dem Mittel schlafe ich ohne Unterbrechung durch“.
Es ist auch Aufgabe des Homöopathen abzuschätzen, ob die Veränderung aufgrund des homöopathischen Mittels oder aus anderen Gründen passierte. Das ist natürlich umso schwieriger, als gleichzeitig Änderungen im Lebensstil vor sich gingen (Andere Therapien, Ferien, Partnerwechsel, Wetterveränderungen etc.).